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Wir retten unser altes Haus (4)

Moderne Energie für historische Bauten

Bild 1Viele Menschen in Niedersachsen installieren zurzeit eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ihres Hauses. Somit leisten sie einen Beitrag zum Klimaschutz – und am Ende rechnet es sich auch finanziell. Was aber ist mit Eigentümern alter Häuser oder gar von denkmalgeschützten Gebäuden? Dieser Frage gehen wir in dieser Nordstory des NDR auf den Grund. Wir stellen uns die Frage: „Denkmalschutz und Klimaschutz – geht das zusammen?“ Fest steht: In der Energiekrise wird es immer schwieriger, alte Gemäuer wirtschaftlich so zu betreiben, dass sie erhalten werden können. Darum sind einfach auch andere Wege von Nöten - neue Fragen tauchen auf: Dürfen Denkmäler eine Solaranlage auf dem Dach haben? Funktionieren Wärmepumpen auch in schlecht gedämmten Gebäuden? Denkmalschützer haben andere Interessen – sie wollen, dass die Gebäude wieder so aussehen wie vor 100 Jahren. Und da gab es noch keine Solaranlagen und Wärmepumpen. Ein Dilemma.

Bild 3Holger Rodiek aus Freepsum in Ostfriesland ist ein Paradebeispiel für das Problem. Er will seinen Gulfhof für eine halbe Million Euro klimafreundlich sanieren. Auf seinem Dach hat er schon viele Jahre eine 400 Quadratmeter große Solaranlage. Will er den Zuschuss über 100 000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz haben, muss er diese Kollektoren entfernen, damit das Dach wieder so aus sieht wie im 17. Jahrhundert. Bekommt er den Zuschuss nicht, droht die Restaurierung zu scheitern. Einen Sommer lang hat er Zeit für die Bauarbeiten, dann will er wieder Konzerte veranstalten. Denn der Gulfhof in Freepsum ist seit zwei Jahrzehnten dafür bekannt, kulturell anspruchsvolle Auftritte von Künstlern anzubieten. Für Rodiek ist der Umbau ein Kampf für das Klima – er setzt sich schon fast sein ganzes Leben für den Umweltschutz ein.

Bild 4Alte Häuser mit Solaranlagen gibt es allerdings auch schon in Ostfriesland. Dass die Installation dieser Anlagen auch fast ohne behördliche Probleme geht, beweist die Familie Kinast in Uttum. Sie hat in dem kleinen Dorf in der Krummhörn vor drei Jahren das historische Steinhaus von 1597 gekauft. Auf dem schwarzen Dach haben sie eine schwarze Solaranlage installieren lassen – mit Genehmigung des Landkreises. Durch die dunkle Farbgebung fällt die Anlage kaum auf und war deshalb auch genehmigungsfähig. Nach dem neuen Denkmalschutzgesetz liegt es seit 2022 im Ermessen des Landkreises, solche Anlagen zu genehmigen.

Bild 2Jonas Kinast ist 26 Jahre alt und Schreinermeister. Er wohnt seit drei Jahren in dem Haus und hat vieles selbst gemacht. Das Steinhaus hat eine Erd-Wärmepumpe, wofür zwei mehr als 100 Meter tiefe Bohrungen im Garten nötig waren. Alle Türen und Fenster hat Jonas nach neuen klimarechtlichen Vorgaben erneuert oder erneuern lassen. Zudem gibt es im Haus eine aufwändig installierte Wandheizung. Am Ende des Sommers bedankt sich Familie Kinast für die Geduld der Nachbarn mit einem großen Werkstattfest. Dabei können sich alle davon überzeugen, wie ein über 400 Jahre altes Haus auch mit modernen Energiespar-Elementen ausgestattet werden kann.

Bild 5Katrin Stufler und Robert Martin aus der Wesermarsch wollen zeigen, wie man aus einem alten Gebäude ein hoch effizientes Energiesparhaus machen kann. Innerhalb der Mauern ihres historischen Reetdachhauses lassen sie sich von Holzingenieur Paul Andreessen einen vollständig gedämmten Holzrahmenbau errichten. Das Ziel der Eigentümer ist sehr ambitioniert. Es soll ein KfW 55-Effizienzhaus werden. Das bedeutet: Das Haus verbraucht nur 55 Prozent der Energie eines Neubaus. Im Garten lassen sie sich eine Wärmepumpe mit Flächenkollektoren verlegen, was nicht einfach ist, denn in der Wesermarsch ist der Boden sehr feucht. Mit Pumpen kämpfen sie gegen das immer wieder aufsteigende Grundwasser. Im Hausinnern tauscht Paul Andreessen einige morsche Holzbalken aus, er baut eine selbst entworfene Küche ein und isoliert das Haus mit nachhaltigen Dämmstoffen. Acht Monate war der Holzingenieur auf der Baustelle beschäftigt. Zum Ende der Ausbauphase kommt ein Gutachter und macht den Qualitätstest. Und nur, wenn sie diese Prüfung bestehen, bekommen die Eigentümer auch ihre Zuschüsse.

Die Dokumentation aus der Reihe „nordstory“ begleitet die Retter alter Häuser und dokumentiert ihre Bemühungen, Denkmalschutz und Klimaschutz zu vereinbaren.

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