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Wir retten unser altes Haus (3)

Von Gulfhöfen, Kapitänshäusern und Burgen

Bild 1Riesige Gulfhöfe, geschichtsträchtige Kapitänshäuser und sagenumwobene Häuptlingsburgen zählen zur historischen Baukultur Ostfrieslands. Um diese wertvollen Bauten zu erhalten, stürzen sich immer mehr Menschen in das Abenteuer einer Restaurierung. Dabei machen sie sehr unterschiedliche Erfahrungen. Während die einen keine Probleme mit dem Denkmalschutz haben, müssen andere jahrelang auf ihre Baugenehmigung warten. Viele Bauherren vermissten bisher eine unabhängige Beratung und Begleitung ihres Bauvorhabens. Das soll sich bald ändern. Unter Federführung der „Ostfriesischen Landschaft“ wurde jetzt ein Arbeitskreis gegründet. Er soll die Eigentümer historischer Gebäude künftig unterstützen – mit wertvollen Tipps zu Förderanträgen, in steuerlichen Belangen und im Umgang mit den Behörden.

Bild 2Eine baufachliche Unterstützung gibt es schon länger. Seit 18 Jahren gibt es im Weser-Ems-Gebiet den Monumentendienst - eine bundesweit einmalige Institution, die mit öffentlichen Geldern von der EU, vom Land Niedersachsen und einigen Landkreisen finanziert wird. Die Inspektoren beraten Eigentümer von alten Gemäuern bei der Restaurierung, bieten Workshops für Heimwerker an und sichern historische Baustoffe bei Abriss-Arbeiten. So wurden bereits mehr als 1 800 historische Gebäude im Nordwesten Niedersachsens gerettet.

Bild 3Moritz und Vanessa Messerer aus Westgroßefehn haben über Ebay ein altes Kapitänshaus am Kanal gekauft und wollen es von Grund auf sanieren. Der Schatz des Hauses ist ein seltenes Tapetenzimmer aus dem Jahre 1806. Das junge Paar will das Kunstwerk mit öffentlichen Zuschüssen restaurieren lassen und dann der Öffentlichkeit zugänglich machen. Doch ihr Weg ist steinig – seit zwei Jahren warten sie darauf, dass sie endlich anfangen können. Sie kämpfen ständig mit den Behörden. Jetzt haben sie einen erfahrenen Architekten beauftragt, der sich um den Bauantrag an den Landkreis kümmern soll.

Bild 4Einfacher hatte es da Kai Nilson – er ist Architekt und Denkmalpfleger und hat in den letzten vier Jahren fünf Häuser im kleinen Dorf Nesse restauriert. Zusammen mit seinem Ehemann Franz Scheid zieht er in eine alte Häuptlingsburg. Das imposante Gebäude gehört zu den drei ältesten Häusern Ostfrieslands – Spuren lassen sich bis ins Jahr 1342 verfolgen. Kai Nilson liegt viel daran, dass die historische Baukultur Ostfrieslands erhalten bleibt. Er führt Denkmalschutz-Experten und Bauhistoriker bei einer Exkursion durch die Dörfer entlang der Küste. Es ist eine der ersten Aktionen des neu gegründeten Arbeitskreises.

Bild 5Etwa 60 Kilometer weiter östlich rettet Georg Jürgens mit seiner Familie den mächtigen Gulfhof seines Großvaters im Wangerland. Sie wollen daraus einen Treffpunkt für die ganze Familie machen. Georg und Alexandra Jürgens wohnen in Bremen und haben drei Kinder. So oft es geht sind sie in ihrer freien Zeit im Denkmal an der Nordsee. Mit von der Partie sind dann auch meistens die Eltern von Georg Jürgens. Sie kommen aus Würzburg und fahren immer diesen weiten Weg für diese tolle Aufgabe. Ein Haus restaurieren mit drei Generationen – das macht ihnen Spaß. Jetzt gibt es eine neue Küche – und drei Schränke werden von einem Restaurator aufgearbeitet. Und historische Heizkörper aus dem Lager des Monumentendienstes sollen für Wärme sorgen.

Bild 6Wie nachhaltig der Verein arbeitet, beweisen die Inspektoren Horst Ubben und Michael Flatken. In letzter Minute retten sie zwei wertvolle Türen eines Klosterhofes in Bockhorn – der Abrissbagger sitzt ihnen dabei im Nacken. Eingebaut werden diese Türen in ein Seminarhaus in Lastrup auf dem Mehrgenerationenhof von Carsten Hermeling. Der Steuerberater hat über Ebay-Kleinanzeigen einen alten Pferdestall gekauft und lässt das Fachwerk wieder für das Seminarhaus aufarbeiten. Alt und neu – vereint in einem Gebäude. Hier steht die Nachhaltigkeit an erster Stelle.

Die dritte Folge der Dokumentation aus der Reihe „nordstory“ begleitet die Retter alter Häuser und dokumentiert die bundesweit einmalige Arbeit des Monumentendienstes in Niedersachsen.

Wiederholung: 26. Januar 2023 um 15:00 Uhr, NDR Fernsehen

Nachruf

Bild 7Wir trauern um Alwin Schwarzenberg. Er verstarb am 7. Juni 2022 im Alter von nur 55 Jahren – am Vorabend eines gemeinsam geplanten Drehtermins. Als Lagerist des Monumentendienstes hat Alwin in den Folgen 1+2 der NDR-nordstory „Wir retten unser altes Haus“ wesentlich dazu beigetragen, dass diese Serie so erfolgreich wurde. Mit einer Mischung aus fachkundiger Kompetenz und menschlicher Authentizität hat er dafür gesorgt, dass die Fernsehzuschauer ihn gerne gesehen und ihm zugehört haben. Seit 2017 war er in den Lagern Jemgum und Oldenburg tätig. Er war ein wandelndes Archiv – hatte alle verfügbaren historischen Baustoffe in seinem Kopf abgespeichert und war immer für einen guten Rat zu haben. In unseren Filmen hat er sich nie in den Vordergrund gespielt, er hatte kein Lampenfieber – und hat sich immer so dargestellt wie er war: Lebensfroh, leidenschaftlich und echt. Seine Freude an seiner Arbeit war sehr beeindruckend und in jeder Minute zu spüren. Wir treffen selten jemanden, der so von seiner Tätigkeit und der Sinnhaftigkeit seiner Arbeit überzeugt ist. Die Rettung alter Häuser war seine Berufung. Alwin Schwarzenberg wird nicht nur beim Monumentendienst eine große Lücke hinterlassen – auch in unserer NDR-Serie wird er fehlen. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren und ihn nie vergessen.

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