Winter auf der Autobahn
Einsatz auf dem Seitenstreifen
Die Autobahn ist ihr Arbeitsplatz – der Stau ihre Lebensversicherung. Die Männer von der Autobahnmeisterei haben einen der gefährlichsten Jobs der Republik. Und einen der undankbarsten. Oft werden sie von Autofahrern beschimpft, wenn es mal wieder nicht schnell genug geht. Dabei sorgen sie nur dafür, dass jeder sicher und ohne Probleme von A nach B kommt. Jetzt im Winter schieben die Straßenwärter jede Menge Sonderschichten – 24 Stunden rund um die Uhr. Auch nachts, wenn die meisten Menschen warm in ihren Betten liegen, sind sie mit ihren Streu-Fahrzeugen und Schnee-Schiebern auf der Autobahn unterwegs.
Die Autobahnmeisterei in Bad Fallingbostel ist zuständig für rund 100 Kilometer auf den Autobahnen 7 und 27 – zwischen Bispingen und Mellendorf – von Verden-Ost bis zum Walsroder Dreieck. Rund 30 Männer und eine Frau sind auf diesen Strecken dafür zuständig, dass der Verkehr problemlos fließen kann und es keine Hindernisse gibt. Einer von ihnen ist der 46jährige Henry Bruns. Früher war er einmal Landwirt, doch seit 20 Jahren trägt er orange statt grün. Inzwischen ist er Kolonnenführer und kann sich keinen besseren Job vorstellen.
Jetzt im Winter zieht oft Feuchtigkeit in die Ritzen der Betonpiste – der Frost sorgt dann dafür, dass
die Straße aufplatzt und Schlaglöcher entstehen. Jeden Tag ist darum ein Team der Streckenkontrolle unterwegs, um mit geschultem Blick die Fahrbahnen zu inspizieren. Problemstellen werden unverzüglich in die Zentrale gemeldet – und dort teilt Straßenwärtermeister Ralf Marhold seine Teams ein. Oft rücken schon am nächsten Tag die Kolonnen aus, um die festgestellten Schäden zu beheben.
Das Einrichten einer Baustelle auf einer vielbefahrenen Autobahn ist kein ungefährliches Manöver. Zuerst treffen sich alle Einsatzfahrzeuge auf einem Parkplatz, um sich noch einmal genau abzustimmen. Denn wenn es losgeht, darf nichts schiefgehen. Henry Bruns fährt den großen Absperrwagen – hinten auf der Vorwarntafel blinkt ein großer gelber Pfeil – er soll die Autofahrer auf die Baustelle hinweisen. Der ständige Blick in den Rückspiegel gehört dennoch dazu – oft schon sind zu schnell fahrende Autos auf die Fahrzeuge der Straßenmeisterei aufgefahren. Henry Bruns lebt mit dieser Angst – lässt sich aber nicht verrückt machen. Anders sein Kollege Pawel Jakimczyk. „Ich habe schon mindestens 20mal erlebt, dass einer draufknallt. Die jungen Leute können das ab, je älter man aber wird, desto mehr geht einem das an die Nieren“, sagt der 59jährige. Er könne dann manchmal gar nicht mehr schlafen.
Bis zu 500 Unfälle passieren pro Jahr auf diesem Abschnitt der A7 bei Soltau – fast zwei pro Tag. Für die Männer von der Autobahnmeisterei ist das aber längst Routine. „Wenn wir uns über jeden Unfall Gedanken machen würden, dann bräuchten wir gar nicht mehr zu arbeiten“, sagt Henry Bruns. Sie sind dafür zuständig, die Unfallstelle mit ihren Fahrzeugen abzusichern und notfalls Trümmer zu beseitigen. Ein Porsche Cayenne ist an diesem Tag von der Fahrbahn abgekommen und durch die Leitplanken gebrochen. Der Fahrer stürzte mit seinem zwei Tonnen schweren Luxus-Gefährt die Böschung hinab und blieb an einem Baum hängen. Er hatte Glück im Unglück und kam mit leichten Verletzungen davon. Den Wildschutzzaun reparieren Pawel Jakimczyk und seine Mitarbeiter am nächsten Tag – die Leitplanken ersetzt eine Spezialfirma.
Wiederholung: 14. Februar 2013 um 13.05 Uhr, NDR-Fernsehen
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