Wie Tiere durch den Winter kommen
Klimawandel verändert das Verhalten von Eichhörnchen und Igel
Wenn es kalt wird, beginnt für die Tiere im Norden die schwerste Zeit im Jahr. Sie müssen sich gegen Frost, Schnee und Nässe schützen und haben im Laufe der Zeit dafür faszinierende Strategien entwickelt. Doch es kommt eine neue Herausforderung hinzu: Die Jahreszeiten haben sich verschoben, es ist teilweise im Dezember noch unnatürlich warm - die Tiere müssen ihr Verhalten anpassen.
Da sind zum Beispiel die Honigbienen, die im Winter bis zu 30 Grad in ihrem Bienenstock erzeugen, allein durch das Zittern ihrer Brustmuskeln. Doch durch warme Tage mitten im Dezember schwärmen sie teilweise aus und verbrauchen unnötig Energie. Das führt immer wieder zu Problemen, weiß Imkerin Anna-Lisa Giehl aus dem Schaumburger Land. Vögel ziehen zum Teil nicht mehr in den Süden, weil sie auch hier genug Nahrung finden und ihre Daunenfedern sie ausreichend vor Kälte und Nässe schützen.
Und wenn es doch mal kalt wird, schützt sich zum Beispiel der Zitronenfalter mit einer Art Frostschutzmittel im Blut. Igel hingegen verschlafen den Winter und fahren ihre Herzfrequenz auf wenige Schläge pro Minute runter. Doch auch ihr Rhythmus ist durch das veränderte Klima beeinflusst. Zum Teil kommen sie nicht mehr mehrere Monate zur Ruhe, sondern werden immer wieder wach und bewegen sich. Und das verbraucht unnötig Energie.
Auch mitten in der Nordsee spielt der Winter für die Tiere eine besondere Rolle – wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen. Denn während sich die Tiere am Festland einschränken, zurückziehen und Energie sparen, sind die Kegelrobben auf Helgoland besonders aktiv. Sie bringen von November bis Februar ihre Jungen zur Welt – in der härtesten Zeit des Jahres. Die Muttermilch hat mehr als 50 Prozent Fett, pro Tag nehmen die jungen Robben bis zu zwei Kilo zu. Helgoland hat die größte Kegelrobben-Kolonie Deutschlands – mehr als 1 100 Tiere wurden hier schon gezählt. Die Zahl der Neugeborenen ist im vergangenen Winter um 20 Prozent gestiegen.
Selbst im Harz fallen die Winter in den letzten Jahren wärmer aus – und: Es gibt wieder mehr Rotwild. In den letzten 20 Jahren hat sich der Bestand in Niedersachsen verdoppelt. Musste früher bei viel Schnee noch aufwändig zugefüttert werden, fressen sich Hirsch und Co jetzt an den jungen Trieben der Bäume satt. Und das ist ein großes Problem für die Forstämter – Schutzzäune werden aufgestellt. Aber das Rotwild kommt auch ohne die jungen Bäume über den Winter. Denn es hat eine eigene Strategie gegen Kälte und Nahrungsmangel entwickelt. Die Tiere besitzen ein dickes Winterfell und sparen Energie, indem ihre Organe wie Herz, Leber oder Niere schrumpfen. Die Körpertemperatur sinkt, der Herzschlag verringert sich von 70 auf 40 Schläge pro Minute. Die Tiere bewegen sich dann möglichst wenig und sollten auch nicht von Menschen gestört werden.
Die Dokumentation aus der Reihe „NaturNah“ zeigt wie die niedersächsische Tierwelt den Winter erlebt, wie sich Menschen für die Tiere einsetzen und was das veränderte Klima für neue Herausforderungen mit sich bringt.
Gefördert mit Mitteln der nordmedia - Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH.
Wiederholung: 16. Januar 2020 um 11:30 Uhr NDR Fernsehen
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