Wellen, Wind und Küstenschutz
Deiche werden erhöht – Dünen repariert
Mehr als 1000 Kilometer Deiche schützen die Menschen in Niedersachsen vor den Sturmfluten an der Küste. Die Landesregierung hat in diesem Jahr knapp 70 Millionen Euro ausgegeben, damit die Menschen hinter den Deichen auch bei Windstärke 12 aus Nordwest ruhig schlafen können. Der Küstenschutz ist eine Daueraufgabe – jedes Jahr sorgt der Niedersächsische Landesbetrieb für Küstenschutz (NLWKN) dafür, dass zu niedrige Deiche erhöht oder Schäden an den Dünen repariert werden. Nach der schweren Sturmflut vom 6. Dezember 2013 hat es vor allem auf den Ostfriesischen Inseln gravierende Dünenabbrüche gegeben. Die Schäden von „Xaver“ mussten in mühevoller Arbeit beseitigt werden.
Auf der Insel Spiekeroog betreibt Lars Bücking seit 20 Jahren einen kleinen Kiosk am Zeltplatz – mitten in den Dünen. Die schwere Sturmflut aus dem vergangenen Jahr hat dazu geführt, dass sein Laden überschwemmt und einige Elektrogeräte beschädigt wurden. Jetzt im Herbst stellt er die Geräte noch etwas höher und verrammelt Türen und Fenster mit Holzplatten. Die Camper haben den Zeltplatz inzwischen verlassen – jetzt können die Arbeiter mit der Dünensanierung beginnen.
In der Nacht bringt ein Frachtschiff schwere Baufahrzeuge an den Strand, um die beschädigten Dünen zu reparieren. 15 000 Kubikmeter Sand müssen hier von A nach B gebracht werden – rechtzeitig zur neuen Sturmflut-Saison wird die Schutzdüne für die Insel wieder hergestellt. Ein anstrengender Job für die Männer der Bau-Firma – sie arbeiten unter Zeitdruck im Takt der Gezeiten. Bei Ebbe wird gearbeitet – bei Ebbe geschlafen.
Unabhängig von der jüngsten Sturmflut werden zurzeit viele Deiche an der Küste und auf den Inseln erhöht. Obwohl heute niemand genau sagen kann, ob sich der Meeresspiegel durch die Klima-Erwärmung erhöhen wird, hat die Landesregierung bereits 2007 vorsorglich beschlossen, alle Deiche zu erhöhen. Schon jetzt wird bei Deicherhöhungen und Deichneubauten grundsätzlich ein Anstieg des mittleren Tidehochwassers von 50 cm in den nächsten 100 Jahren eingeplant. Die Landesregierung hat dazu einen entsprechenden Generalplan aufgestellt, der zum Ergebnis hat, dass alle Deiche und Deichanlagen überprüft und gegebenenfalls erhöht werden müssen.
Auf Wangerooge wurde damit in diesem Jahr begonnen. Ein erster Teilabschnitt des Deiches im Süden der Insel wurde um 1,40 Meter erhöht – rund fünf Millionen Euro hat diese Maßnahme gekostet. Der Aufwand für diesen Deichbau war immens: Mehr als 600 Schiffsladungen mit Kleiboden wurden vom Festland aus auf die Insel gebracht, um den neuen Deich besonders wehrhaft zu machen.
Dazu wurde rund 1,5 Kilometer vor der Insel ein Ponton verankert, der als Umschlagsplatz für den Klei diente. Mit Traktoren wurde der Boden von dort über einen eigens durch das Wattenmeer angelegten Stahlplatten-Weg auf die Insel befördert. Zwei weitere Bauabschnitte werden in den nächsten Jahren folgen – mehr als 40 Millionen Euro wird allein auf der Insel Wangerooge in den Küstenschutz investiert.
Die Grundlagen für einen Deichbau liefern die Daten und Fakten der Forschungsstelle Küste des NLWKN auf Norderney. Rund um die Inseln hat die Küstenschutz-Behörde verschiedene Mess-Stationen im Wattenmeer ausgebracht, um beispielsweise Wellenhöhen oder Strömungsverhalten zu ermitteln. Die Mitarbeiter des NLWKN fahren regelmäßig mit ihrem Forschungsschiff Burchana raus, um die Mess-Bojen und Pegel zu warten und auszulesen.
Seit 1955 hat das Land Niedersachsen kontinuierlich umgerechnet mehr als zwei Milliarden Euro in den Küstenschutz investiert. Inzwischen sind die höchsten Deiche bis zu neun Meter hoch. Und der Aufwand hat sich gelohnt: Die Sturmflut vom Nikolaustag 2013, die der Küste und den Inseln höhere Wasserstände bescherte als die Sturmfluten von 1962 und 1976, hat gezeigt, dass die Deiche gegen die Fluten gut gerüstet sind.
Das war ein sehr informativer Film mit prächtigen Aufnahmen. Für mich bleiben aber zwei Fragen. 1. Jetzt sind die Deiche schon 9 Meter hoch, wann ist da denn die Höchstgrenze erreicht? 2. Kann das NLWKN überhaupt das Wettrennen mit der Natur gewinnen? Denn die schweren Sturmfluten suchen unsere Küste ja in immer kürzeren Abständen heim.