Von Schafen und Schäfern
Vom Deich bis in die Heide – das Jahr der Schafe
Die Schäfer und ihre Schafe – sie gibt es noch überall in Niedersachsen. Ob am Nordseedeich in Ostfriesland oder in der Lüneburger Heide – die Schafe gehören einfach zum Landschaftsbild. In dieser Reportage geht es um einen Deichschäfer der Küste, um den langen Treck der Schafe quer durch das Land und um einen Schönheitswettbewerb für Heidschnucken. 60 Minuten Schafe pur.
Wenn der Herbst kommt und es kälter wird an der Nordsee, dann ziehen viele Deich-Schafe zurück in ihr Winterquartier in die Lüneburger Heide. Um Transportkosten zu sparen, machen sich die Schäfer Falko Schlage und Siegfried Erb dann mit ihren 1 000 Tieren auf den langen Weg nach Hause – zu Fuß – quer durch Niedersachsen. 250 Kilometer sind es von Norddeich bis Walsrode – rund 20 Kilometer schafft die Herde an einem Tag. Es ist der Treck der Schafe - jeder Tag ist anders – immer wieder erleben die beiden Schäfer neue, überraschende Geschichten. Bis sie nach etwa drei Wochen völlig übermüdet in ihrem Stall in Walsrode ankommen.
Klaus Wuttge hat es da leichter – auch er ist Schäfer, lebt mit seiner Familie und seinen Schafen aber direkt am Deich in Ostfriesland. Vor 30 Jahren ist der Schwabe an die Nordsee gekommen – heute ist er schon fast ein Ostfriese. In seinem Leben dreht sich alles um die Schafe. Die stressige Zeit beginnt für ihn im Dezember – denn dann werden alle Tiere von einer polnischen Scherer-Kolonne geschoren. Im Akkord befreien sie die Tiere von ihrem dicken Fell – für zwei Euro pro Tier. Kurz danach beginnt im Stall von Klaus Wuttge die Lammzeit. 1000 Lämmer werden jedes Jahr geboren. Dann sind er und seine Frau Ulrike Tag und Nacht im Einsatz. Kurz vor Ostern treibt der Schäfer seine Tiere dann wieder zurück auf den Deich. Nach vier Monaten im Stall ist der Deich mit seinem saftigen Gras für die Schafe und die kleinen Lämmer dann ein Schlaraffenland in Schräglage.
In der Lüneburger Heide steigt der Höhepunkt der Schafsaison im Sommer. Im kleinen Ort Müden wird immer im Juli der schönste Heidschnucken-Bock der Region gewählt. Carl Wilhelm Kuhlmann zählt zu den Favoriten. Doch auch sein Kontrahent Detlef Fischer ist immer dabei. Am entscheidenden Tag verladen die Züchter frühmorgens ihre Böcke und fahren zum Austragungsort. Und dann liegt alles in den Händen der Preisrichter. Ob Gangart, Hornstellung oder Fellfarbe – beim schönsten Bock muss einfach alles stimmen.
Verfassen Sie den ersten Kommentar!