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„So ein Tag!“ aus Uslar

Zufallsbekanntschaften in Norddeutschland

Portrait von Werner Driehorst Ein kleiner Mann mit grünem Overall und Zottelbart läuft uns in der Innenstadt von Uslar über den Weg. Es ist Werner Driehorst, 61 Jahre alt und selbständiger Tischler. Er hat einiges vor an diesem Tag, muss schwere Dinge von A nach B bringen. Moderator Sven Tietzer bietet ihm seine Hilfe an – und darf ihn dafür den ganzen Tag mit der Kamera begleiten.

Sven Tietzer hilft beim beladen des BullisDer erste Weg führt uns im klapprigen Firmenbulli nach Steimke. Dort gibt es eine ehemalige Domäne, die kürzlich an einen Schwarzwälder verkauft worden ist und nun geräumt werden muss. Werner Driehorst hat hier seit Jahren einige Dinge untergestellt – einen alten Ofen, Panzerglasscheiben, überlange Bretter und ein altes Fass. Mit der Hilfe von Sven Tietzer ist diese Arbeit schnell erledigt. Nein, mit der Bandscheibe habe er noch nie etwas gehabt, sagt Werner Driehorst. Die mache das seit Jahren mit.

Früher hatte Werner Driehorst auch mal eigene Mitarbeiter, aber das wurde ihm auf Dauer zu anstrengend, sagt er. Denn der ganze Verwaltungskram sei nichts für ihn. Dabei ist Werner Driehorst sehr belesen und intelligent. Er liest täglich mehrere Zeitungen, hört klassische Musik und war früher sogar im Gemeinderat von Uslar. Und auch heute ist er ein ständiger und kritischer Begleiter der Kommunalpolitik. Wenn es um Städteplanung, um Migranten oder die Belange von Kindern geht, schreibt Werner Driehorst Resolutionen, Leserbriefe und böse Briefe.

Mit seinem Job als Tischler schlägt sich Werner Driehorst seit Jahren so durch. Er hat sich auf den Innenausbau spezialisiert. Aber er macht sich nicht tot. „Ich bin ja auch privilegiert“, sagt der Unternehmer. Er könne Urlaub machen, wann er wolle. Seine Devise lautet: Nicht leben, um zu arbeiten – sondern Arbeiten, um einigermaßen über die Runden zu kommen! Derzeit sorgt er sich darum, wie er die letzte Rechnung des Zahnarztes bezahlen soll.

Driehorst und Tietzer im LagerEinen festen Firmensitz hat die Tischlerei nicht – die Rechnungen schreibt Werner Driehorst in seiner Wohnung auf der Schreibmaschine – sein Arbeitsmaterial hat er in verschiedenen Lagerräumen in der Umgebung von Uslar untergebracht. Wir begleiten ihn zu Ernst Hübener nach Sohlingen. Dort hat der Tischler gerade aus einem ehemaligen Stall eine Wohnung gezimmert. Jetzt muss er dort nur noch das Gerüst abholen.

Und er nimmt uns mit zu Hanna Ribbe. In Nienover hat ihr Sohn ein Dachgeschoß in einer alten Wassermühle zur Wohnung umbauen lassen. Für Werner Driehorst eine echte Herausforderung. „Wenn ich ehrlich bin, hat mir das zu lange gedauert“, sagt Hanna Ribbe mit einem Schmunzeln. Mehr als ein Jahr war Werner Driehorst hier beschäftigt. Beim Rundgang durch die Räumlichkeiten gibt es eine große Überraschung. Denn Hanna Ribbe hat in ihrem Haus ein sehenswertes Privatmuseum installiert. Hier taucht der Besucher ab in den Lebensalltag eines Müllers vor 50 und mehr Jahren.

Werner liest ZeitungAm Ende dieses überaus abwechslungsreichen Tages nimmt uns Werner Driehorst mit zu sich nach Hause. „Eine typische Junggesellenbude“ stellt Moderator Sven Tietzer fest. Doch für Werner Driehorst ist Wohnluxus nicht wichtig. Für ihn zählt, dass er glücklich und zufrieden ist. Was andere sagen, ist ihm nicht wichtig - dem kleinen Mann mit dem grünen Overall und dem Zottelbart - aus Uslar.

1. Wilhelm Sonntag schrieb am 04.08.2011

Hallo Herr Ahrends,
das war ein gutes Beispiel, wie ein Mensch in kurzer Zeit porträtiert werden kann, ohne ihn zu bewerten. Dass das auch "richtige Arbeit" bedeuten kann, bewies Sven Tietzer, der sich nicht zu schade dafür war, mit anzupacken.
Werner Driehorst ist zu bewundern, da er unermüdlich tätig zu sein scheint und keine Mühe scheut. Mit eisernem Willen meistert er sein Leben, ohne auf Hilfe von außerhalb zu warten.

2. NDR-Fan schrieb am 04.08.2011

Für mich die beste "So ein Tag"-Sendung!