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„So ein Tag!“ – aus Salzgitter

Zufallsbekanntschaften in Norddeutschland

Ulrich Schmalhaus und Sven TietzerGrauer Vollbart, Schirmmütze, kleines Fahrrad. Dieser Mann sticht ins Auge, als er an diesem Vormittag durch Salzgitter-Lebenstedt kurvt. Moderator Sven Tietzer stoppt ihn kurzerhand und fragt den Mann, ob wir ihn mit der Kamera begleiten dürfen. Sein Leben sei zurzeit etwas im Umbruch, sagt Ulrich Schmalhaus. Trotzdem habe er nichts dagegen, wenn wir mitkommen. Sein erster Gang führt ihn zur Postbank – dort möchte er einen Überbrückungskredit beantragen. Und das aus gutem Grund.

Sven und UlrichVor neun Monaten ist seine Mutter gestorben – ganz plötzlich und unerwartet im Alter von 79 Jahren an einem Herzinfarkt. Dieses traurige Ereignis hat das Leben von Ulrich Schmalhaus gehörig durcheinandergewirbelt. Denn bis dato wohnte er bei seiner Mutter – sie unten, er oben. Gut verstanden haben sie sich nicht immer – aber nun fehlt sie ihm doch. Denn seitdem ist alles anders. Sein Bruder ist Zahnarzt in Hamburg – und gemeinsam haben die beiden das Haus geerbt. „Das Verhältnis zu meiner Schwägerin hat dadurch arg gelitten“, sagt Ulrich Schmalhaus. Denn die Hamburger Verwandtschaft wollte, dass sein Geburtshaus verkauft wird – und er musste dafür dann natürlich ausziehen. Auszahlen konnte er seinen Bruder nicht – seit etwa drei Jahren bekommt Ulrich Schmalhaus neben seinen Honoraren auch Hartz IV.

Wir erreichen die Postbank – hier will Ulrich Schmalhaus nach dem Kredit fragen, weil er sich jetzt kurzfristig ein kleines Häuschen kaufen möchte. Das Geld vom Verkauf des Elternhauses steht noch nicht zur Verfügung – und irgendwo muss er ja auch wohnen. Doch die Bank lehnt seinen Antrag ab. Wie er das Haus nun bezahlen soll, weiß er noch nicht.

Ulrich musiziertUlrich Schmalhaus hat Philosophie, Physik und Geographie in Braunschweig und Göttingen studiert. Danach hat er als Freiberufler gearbeitet, Biotop-Typen-Kartierungen für Kommunen erstellt. Von den Honoraren allein konnte er aber nicht leben. Als er noch verheiratet war, ging das – denn seine Frau war Lehrerin. Doch nach der Trennung vor acht Jahren musste er wieder zu seiner Mutter ziehen. „Das war schon eine Niederlage“, gesteht sich der 55jährige ein.

Ulrichs ModelleisenbahnWir gehen zu ihm nach Hause – in der Wohnung stapeln sich schon die gepackten Kisten. Sohn Leonard steht noch unter der Dusche – er ist viel mit seinem Vater zusammen, hat gerade Abitur gemacht. Ihre gemeinsame Leidenschaft sind Lego-Eisenbahnen. Die musste Ulrich Schmalhaus jetzt für den Umzug alle abbauen – stolz präsentiert er dem Moderator die selbst gebauten Lokomotiven und Waggons. Er steht zu seinem „Kind im Manne“ – und was die anderen sagen, ist ihm sowieso egal. Ulrich Schmalhaus ist ein Individualist aus tiefster Überzeugung.

Ulrichs HausWir begleiten Ulrich Schmalhaus zum Tennis-Training. Doch vorher zeigt er uns noch das Haus, in dem er demnächst wohnen möchte. Dazu fahren wir fast eine Stunde lang mit dem Bus von Salzgitter-Lebenstedt nach Salzgitter-Bad. In einem ehemaligen Ferienhaus-Gebiet steht das Häuschen – ein Schnäppchen für 20 000 Euro. Hier will Ulrich Schmalhaus demnächst seine Modelleisenbahn auf vier Halb-Ebenen aufbauen. Noch aber hat er keinen Schlüssel. Ob er glücklich ist, will Moderator Sven Tietzer am Ende noch wissen und wie er sich seine Zukunft vorstellt. Ulrich Schmalhaus: „Ich gebe mir hier erstmal 100 Tage und dann kann ich sagen, ob ich glücklich bin. Alles andere lasse ich auf mich zukommen!“

Wiederholung: 04. Juli 2013 um 13.05 Uhr, NDR-Fernsehen

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