„So ein Tag!“ aus Osterode

Zufallsbekanntschaften in Norddeutschland

Wilhelm Sonntag hat Mittagspause und macht einen Spaziergang in der Innenstadt von Osterode. Dabei begegnet er Moderator Sven Tietzer, der auf der Suche ist nach einem „Hauptdarsteller“ für die NDR-Serie „So ein Tag!“. Wilhelm Sonntag kennt die Sendung und willigt spontan ein, sich den ganzen Tag mit der Kamera begleiten zu lassen. Damit habe er kein Problem, sagt der 55jährige.

Schon bald wird klar, dass hier der „heimliche Bürgermeister“ von Schwiegershausen am Start ist. Wilhelm Sonntag wurde in dem kleinen knapp 2000-Seelen-Ort im Harz geboren und hat bereits drei Bildbände über seine Heimat herausgegeben. Zudem ist er Hobby-Archäologe und kennt darum auch die historischen Hintergründe seines Dorfes wie kaum ein anderer. Beruflich ist Wilhelm Sonntag allerdings in Osterode tätig. Hier leitet er die Grundstücksabteilung des Kirchenkreisamtes. Schon als 16jähriger hat er bei der Kirche als Auszubildender angefangen – mit den Jahren hat er sich bis zum Abteilungsleiter hochgearbeitet.

Zuerst nimmt Wilhelm Sonntag das NDR-Team mit in sein Büro – „mit Blick auf den Harz“. Dort erzählt er davon, dass er sich seit vielen Jahren mit der Stromgewinnung durch Windkraft beschäftigt. Die ersten Windräder hat er zusammen mit ein paar anderen Bürgern schon Anfang der 90er Jahren aufgestellt – inzwischen ist Wilhelm Sonntag der Vorsitzende einer Betreibergesellschaft mit 35 Mitgliedern und vier großen Windkraftanlagen. „Wir waren damals die Pioniere, die Leute im Dorf haben mit dem Kopf geschüttelt. Später wollten dann alle mitmachen“, erzählt der Umweltschützer.

Wir fahren zu ihm nach Hause. „Ich bin seit zehn Jahren glücklich geschieden“, sagt Wilhelm Sonntag auf dem Weg dorthin. Seine Ex-Frau habe einen neuen Partner und auch er sei wieder in einer festen Beziehung. Zusammen mit seiner Partnerin Ilona hat Wilhelm Sonntag im Neubaugebiet von Schwiegershausen ein schmuckes Haus gebaut. Und in seinem Garten steht eine beeindruckende Nachbildung von „Stonehenge“ – ein künstlerisches Monument aus riesigen Steinblöcken. Jede freie Minute verbringen die beiden im Garten.

Wir fahren zum Windpark. Dort erzählt Wilhelm Sonntag, wie sehr dieses Thema sein Leben verändert habe. Auch seine Ehe sei daran wohl zu Bruch gegangen. Er habe gerade in der Anfangszeit sehr wenig Zeit für Frau, Kinder und Familie gehabt. Wilhelm Sonntag hat zwei Kinder. Sie sind inzwischen erwachsen und studieren in Köln und Hannover.

Der nächste Termin auf dem Kalender von Wilhelm Sonntag ist an diesem Tag im Gemeindehaus in Schwiegershausen. Dort trifft sich regelmäßig der Besuchskreis des Dorfes. Zusammen mit dem Pastor haben sich einige ehrenamtliche Bürger zusammengefunden, um den über 70jährigen Einwohnern von Schwiegershausen an ihrem Geburtstag eine Freude zu machen. An diesem Tag wird der neue „Dienstplan“ aufgestellt, wer wen an welchem Tag besuchen kann.

Zum Abschluss des Tages begleitet Moderator Sven Tietzer den 55jährigen zur Yoga-Stunde, die er zusammen mit seiner Partnerin wöchentlich nutzt, um „fit fürs Leben“ zu bleiben. Sven Tietzer muss mit auf die Matte und lässt es sich nicht nehmen, auch hier eigene Erfahrungen zu sammeln. Er wickelt sich ein in die weißen Laken, lauscht den meditativen Gesängen des Yoga-Meisters und verabschiedet sich ganz „im Hier und Jetzt“ aus Osterode.

Wiederholung: 18. August 2011 um 2.30 Uhr und 13.00 Uhr

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