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Ostfriesen im Harlingerland

Menschen und ihre Geschichten an der Nordseeküste

Im Osten Ostfrieslands liegt das Harlingerland – rund um die beiden Städte Wittmund und Esens. Die Landschaft ist geprägt von schwarz-bunten Kühen, Windmühlen und Fischerbooten. Die Menschen hier wohnen zumeist in ihren Eigenheimen, sie sprechen plattdeutsch und lieben ihre Heimat. Viele sind in Sport-Vereinen organisiert - sie bosseln, spielen Fußball oder machen Leichtathletik. Im Umkreis der Stadt Esens gibt es eine Besonderheit - denn dort wimmelt es von Schützen.

Einmal im Jahr beginnt in Esens die fünfte Jahreszeit – wenn die Schützen-Compagnie von 1577 ihr großes Fest ausrichtet, dann ist die ganze Stadt auf den Beinen. Schon Wochen vorher werden in den Straßen riesige Banner ausgehängt – und dann beginnt auf dem Schützenstand das traditionelle Gästeschießen. An 26 Abenden legen insgesamt sage und schreibe 7 350 Bürger auf die Zielscheibe an – Kegelclubs, Firmen-Belegschaften und Nachbarschaften feiern dann ihr ganz privates, fröhliches Fest und schießen einen eigenen König aus. Einer der wichtigsten Männer im Hintergrund dieses Schützenfestes ist Dieter „Buddy“ Kramer. Er ist Platzmeister auf dem Festgelände und wichtigster Ansprechpartner der Schausteller.

„Buddy“ ist schon seit seiner Kindheit ein begeisterter Rummelplatz-Gänger – er lässt kein Fahrgeschäft aus. Jedes Jahr sorgt er dafür, wieder ganz besondere Attraktionen nach Esens zu holen. Kettenflieger, Riesenrad, Achterbahn – für Buddy kann es nicht spektakulär genug sein. Er verteilt die Plätze auf dem Festgelände – er ist Ansprechpartner, wenn es Probleme gibt. Sobald alle Schausteller ihre Buden und Karussells aufgebaut haben, fällt dem Platzmeister ein Stein vom Herzen. Dann kann er sich voll und ganz auf sein Schützenfest konzentrieren. Jedes Jahr nimmt er sich vier Wochen Urlaub – drei für die Organisation und eine zum Erholen.

Regelmäßige Gäste des Schützenfestes sind Elke Baumgarten und ihre Mitarbeiter. Sie betreibt seit 14 Jahren das Cafe Hafenblick in Carolinensiel und hat dort gerade in der Saison alle Hände voll zu tun. Elke Baumgarten ist gleich nach der Maueröffnung aus Leipzig in den Westen und 1992 nach Ostfriesland gekommen. Sie war Restaurantleiterin in Wittmund, hat in verschiedenen Restaurants an der Küste gearbeitet und ist schließlich in Carolinensiel gelandet. Zusammen mit ihrer Tochter Cindy hat sie sich dort einen Traum verwirklicht – ein schickes Restaurant mit guter Karte und stilvoller Einrichtung. Doch manchmal wird es ihr auch zuviel – gerade in der Hochsaison haben die beiden Frauen fast jeden Tag Stress ohne Ende.

Inzwischen gehört Elke Baumgarten zur Dorfgemeinschaft. Sie selbst bezeichnet sich als „sächsische Ostfriesin“. Ganz besonders hat sie die Skipper der Traditionssegler im historischen Hafen ins Herz geschlossen. Wann immer es ihre Zeit zulässt, geht sie zusammen mit Cindy und einer Flasche Prosecco zu Horst Schweikard. Er hat das älteste Schiff im Hafen und viel, viel Zeit, denn Horst ist Rentner. Auf seinem Segelschiff fühlt er sich am wohlsten. Und damit er Backbord und Steuerbord auseinander halten kann, hat ihm seine Frau Marianne zwei verschiedene Socken gestrickt – eine in rot und eine in grün. So wurde er über die Grenzen Carolinensiels hinaus bekannt. Ein Unikat im Hafen ist auch Günther Janssen. Er betreibt einen Kolonialwarenladen der alten Schule – und mischt den Ostfriesen-Tee immer noch selber.

Das Harlingerland ist aber nicht nur touristisch, sondern auch sehr ländlich geprägt – auf den Bauernhöfen der Region ist Tierarzt Wilhelm Janssen ein gefragter Mann. Auf seinem Pferdehof in Poggenkrug bei Wittmund züchtet der gebürtige Ostfriese stolze Hannoveraner – in der Innenstadt von Wittmund hat er seine Praxis. Vor 15 Jahren ist Wilhelm Janssen wieder zurück ins Harlingerland gekommen, nachdem er in Hannover, Nienburg und Haselünne tätig war. Inzwischen ist er ein anerkannter Tierarzt und auf den Bauernhöfen der Region zu Hause. Den Hof hat er von seinen Eltern geerbt – dort lebt er zusammen mit Ehefrau Sonja und seinem zweijährigen Sohn Ferdinand. Im Frühjahr werden die Fohlen geboren. Das ist für Wilhelm Janssen immer eine spannende Zeit. Er ist auch der Vorsitzende des Pferdezuchtvereins in Wittmund.

Einer der Höhepunkte des Jahres ist für Züchter die Fohlenschau in Dunum. Dort werden die jungen Pferde begutachtet, prämiert und für verschiedene Auktionen zugelassen (oder auch nicht). Wilhelm Janssen hat in den vergangenen Jahren viele Preise gewonnen und gilt in der Szene als erfolgreicher Züchter. In diesem Jahr aber ist alles anders – zuerst regnet es in Strömen und dann geht er auf der viel beachteten Fohlenschau auch noch fast leer aus. Züchter Janssen aber nimmt es sportlich und mit Gelassenheit: „Ich gönne es auch meinen Kollegen – vielleicht bin ich dann ja wieder nächstes Jahr dran!“

Wiederholung: Sonntag, 29. September um 01.55 Uhr, NDR-Fernsehen

1. Eilsabeth Schmidt-Hollwedel schrieb am 27.09.2013

Habe gerade eine ganz tolle Nordstory gesehen. Danke dafür. Viele Grüße Elisabeth Schmidt-Hollwedel

2. Norbert Höhne schrieb am 27.09.2013

Der Film gerade eben war mal wieder super, sehr schön anzuschauen. Im Sommer waren wir mit dem Wohnwagen in Bensersiel auf dem Campingplatz, da haben wir das Esenser Schützenfest mitbekommen. Ihr habt das Thema sehr gut rübergebracht. Viele Grüße nach Hannover: Norbert

3. Ingo Buß schrieb am 27.09.2013

habe es gesehen...schön...hat mir sehr gefallen....echt super...

4. Michael Brede schrieb am 30.09.2013

Ein toller Bericht. Besonders hat mir die Story über das Schützenfest gefallen. Das sollte jeder mal erlebt haben.

5. Gerda Heykes schrieb am 02.10.2013

Hallo Johann,

wieder ein schöner Film über die Ostfriesen im Harlingerland.
Hat uns gut gefallen. Schöne Landschaft, die wir so ja nie sehen.

Mach weiter so!
Gerda

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6. Almuth Osterkamp schrieb am 03.10.2013

Ein sehr guter und beeindruckender Film über das Leben der Leute im Harlingerland. Besonders das Esenser Schützenfest ist für viele Bewohner des Harlingerlandes das Highlight des Jahres. Danke für den tollen Film.

7. Frank Erbeck schrieb am 22.11.2017

Ich sah hier in Essen gestern auf NDR diese nette Unterhaltung, wofür sie wohl dankenderweise verantwortlich sind:

Bin 1961 geboren und war ca. 1991 mit einem Freund für 5 Tage in Hooksiel, wo wir völlig zeitlose Tage fernab des Berufsalltages als Seelenbalsam verbrachten. Wir kehrten u.a. auch als unrasierte Berber sowie mit "Lumpenkutte" im Cafe Hafenblick ein, was mir gestern während der Reportage wieder ganz deutlich wurde! Das eigentliche Highlight in Carolinensiel war aber der Zufallsbesuch bei den beiden Teeverkäufern in diesem mehr als urigen Lädchen. Als ich gestern Herrn Jansen im blauem Kittel im TV sah, da war ich auf einmal im Jahre 1991 - die Zeit muss ein viertel Jahrhundert stehen geblieben sein!

Mir ist leider das Drehdatum Ihrer Doku nicht bekannt und laut Internet könnte es etwa 2013 gewesen sein? Sollte dem so sein, dann habe ich gestern im Film natürlich den Junior gesehen und da war damals schon kein Vaterschaftstest und heute erst recht nicht notwendig - der Name Jansen kommt oben drauf!! Mein Freund war zu der Zeit bereits Manager bei einem großem Gashersteller und hatte wohl auch dadurch mehr professionelle Beherrschung als ich, denn ich musste vor Lachen und Pipidruck den Kleinladen verlassen - das Verkaufsgespräch war SENSATIONELL und ging über Tee bis zu Porzellanpferdchen, die neben Mettwürstchen irgendwo auf der Theke standen. Was soll ich sagen; das Geschäft kam zustande und alles andere wäre für uns beide auch undenkbar gewesen!!! Hamburger-Kaufmannswort hätte uns gereicht, aber wir bekamen eine mit Bleistift geschriebene Rechnung und das Geld ging in eine Holzkasse, die mich an alte Theo-Lingen-Filme erinnerte.

Nun bin ich mit Partnerin über die anstehenden Festtage in Altharlingersiel in der Pension Engelmann und ich muss unbedingt das Cafe Hafenblick besuchen, wo hoffentlich noch Frau Elke Baumgarten aktiv ist, obwohl sie ja in der Doku von "Rente" spricht!

Glück auf aus dem Pott

Frank Erbeck

Essen/NRW