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Menschen am Meer (2)

Von Reetbauern, Tonnenlegern und Friesensportlern

Wenn der Winter einkehrt an der Küste und die Sommerurlauber längst wieder zu Hause sind, dann beginnt diesseits und jenseits der Deiche ein ganz anderes Leben – dann sind die Menschen am Meer wieder unter sich. Einige von ihnen warten sehnsüchtig auf den Frost – und das aus ganz unterschiedlichen Gründen. Behrend Meyer aus Bedekaspel beispielsweise ist Reetbauer. Erst wenn die Schilfhalme gefroren waren und ihre Blätter abgeworfen haben, kann er ernten. Und auch die zahlreichen Friesensportler brauchen einen gefrorenen Boden – denn nur dann kann der traditionsreiche Feldkampf der Klootschießer ausgetragen werden. Die Männer auf dem Tonnenleger „Lüttge Oog“ legen in dieser Zeit auf der Nordsee ihre Wintertonnen aus, damit Kutter und Fähren auch bei Eisgang ihren Weg durch Fahrwasser und Priele finden.

Behrend Meyer bei der Reet-ErnteBehrend Meyer lief schon als Kind durch die Reetfelder am Großen Meer – einem Niedermoorsee bei Emden. Der 76jährige ist Reetbauer in fünfter Generation. Von Dezember bis Februar ist Erntezeit. Bei eisigen Temperaturen kämpft er sich mit seinem Mitarbeiter Marco mit der Erntemaschine durch die erstarrte Moorlandschaft. Marco ist Togolese und seit 15 Jahren in Ostfriesland. Beim Frühstück im Reet bringt Behrend Meyer dem Afrikaner immer ein wenig Plattdeutsch bei. Die beiden sind wie Vater und Sohn.

Lüttje Oog im HafenAuf dem Tonnenleger „Lüttje Oog“ in Norderney ist Plattdeutsch Alltagssprache. Obwohl es bei den Männern vom Wasser- und Schifffahrtsamt alles andere als folkloristisch zugeht. Ihre Arbeit ist überlebenswichtig für die Seeleute auf der Nordsee. Denn Kapitän Bakker und seine Mannschaft markieren Fahrwasser und Priele mit Tonnen und Pricken. Und da sich das Wattenmeer jeden Tag verändert, müssen sie sich immer wieder auf neue Situationen einstellen. Kein leichter Job!

KlootschießerUnd wenn die Wiesen und Äcker in Ostfriesland dann gefroren sind, treffen sich auch die besten Klootschießer aus Oldenburg und Ostfriesland zum Feldkampf. Das letzte Mal war das 2009 der Fall. Der Feldkampf ist das Friesensport-Spektakel mit hoch motivierten Werfern, tausenden von Zuschauern, mit Fahnen und Trompeten und jeder Menge Tradition. Für die Männer vom Meer geht es dabei um mehr als den Sieg in einem ungewöhnlichen Sportwettkampf – für die meisten geht es um Ruhm und Ehre.

Klootschießer-Tradition der OstfriesenSeit vielen Jahren hatten die Ostfriesen nicht mehr gewonnen. Sie waren heiß auf den Titel – und hatten gute Chancen. Denn mit dem 23jährigen Frank Goldenstein war der amtierende Europameister in ihren Reihen. Sein Kontrahent auf Oldenburger Seite: Hans-Georg Bohlken. Er ist zwar schon 47 Jahre alt - gehört aber zu den besten Klootschießern Europas. Doch diesmal war dann doch vieles anders als sonst. Zuerst lehnten die Ostfriesen das von den Oldenburgern ausgesuchte Gelände ab – und dann regnete es am Wettkampftag in Strömen. Der Feldkampf auf dem früheren Militärflugplatz wurde zur Wasserschlacht. Mitten im Winter.

1. Bernhard Fokken schrieb am 20.01.2012

Moin Herr Ahrends,

meine Frau und ich haben die Menschen am Meer aufgezeichnet und am Sonntagnachmittag angeschaut.
Kompliment! Unaufgeregt erzählt, gute Typenauswahl, trotz (oder wegen?) der Ruhe ein Spannungsbogen.
Rundum: Guter Film, und dann ist auch das Reporterglück verdient - der Zwist zwischen den Klootschießern.

Gruß aus dem schönen Leer,
Bernhard Fokken