Karneval in der Provinz
Verrückte Jecken in Hilwartshausen
Herbert Dreyer ist karnevalsverrückt. Er ist seit 25 Jahren Präsident des Karnevalsvereins in Hilwartshausen am Solling. 850 Einwohner hat das Dorf – aber fast alle sind mit dabei, wenn die fünfte Jahreszeit beginnt.
Ein normales Familienleben ist bei Familie Dreyer dann nicht mehr möglich – denn auch Ehefrau Elvira und die beiden Töchter Tanja und Nina sind voll bei der Sache.
Das Spektakel beginnt Freitagmittag um zwölf Uhr. Der Elferrat beginnt mit dem Bühnenaufbau – denn morgen steigt der alljährliche Büttenabend – bis dahin muss aus der schmucklosen Turnhalle ein prachtvoller Festsaal werden.
Denn: Inklusive der Mitwirkenden werden morgen Abend 600 Leute erwartet – die meisten davon aus dem kleinen Dorf Hilwartshausen bei Einbeck in Süd-Niedersachsen.
Zur gleichen Zeit in zahlreichen Scheunen und Garagen: Zwölf Treckeranhänger werden jedes Jahr geschmückt - und jeder Umzugswagen hat seine eigene Truppe. Meist junge Leute. Aber nicht nur die Jugend feiert Karneval in Hilwartshausen – aus der uralten Tradition heraus sind auch die älteren Mitbürger immer noch dabei. Viele sitzen Tag für Tag in gemütlicher Runde zusammen oder abends alleine vor dem Fernseher und zupfen nebenbei sage und schreibe 50 000 Papierblumen für den Umzug.
In der Turnhalle beginnt die Generalprobe mit 95 Mitwirkenden. Nina und Tanja Dreyer tanzen in verschiedenen Formationen – die Gruppen heissen „Zicken de Luxe“, „Supermäuse“ oder „Pussycats“. Auch Elvira Dreyer ist schon voll bei der Sache. Die Ehefrau des Präsidenten ist gleichzeitig Leiterin des Männer-Balletts. Vier Stunden lang gibt es am Samstag ein Feuerwerk des Karnevals – mit Büttenreden, Tanzeinlagen und anderen Show-Elementen. Das Publikum ist begeistert – und in der ersten Reihe fließen sogar Tränen.
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