Die Stauhelfer
Johanniter helfen auf den Autobahnen
Verstopfte Autobahnen, kilometerlange Staus, gestresste Autofahrer – jedes Jahr im Sommer das gleiche Bild. Michael Scholz und Wolfhard Ehrlich sind in den Schulferien an jedem Wochenende mit ihren Motorrädern unterwegs – sie arbeiten ehrenamtlich als Stauhelfer für die Johanniter. „Die
Dankbarkeit der Menschen macht es einfach aus – das kann man mit Geld überhaupt nicht vergüten“ erklärt Michael Scholz seine Motivation. Bereits seit mehr als zehn Jahren ist der Berufsschullehrer auf den Autobahnen im Einsatz. Und jeden Tag gibt es neue Geschichten.
An diesem Tag herrschen über 30 Grad im Schatten – es ist Ferienbeginn. Die Menschen sind auf dem Weg in den Urlaub – einige von ihnen haben Pech – ihre Autos bleiben liegen. „Die Motoren sind heiß gekocht, und die Leute sind auch im wahrsten Sinn des Wortes gar gekocht“, sagt Michael Scholz. Gerade hat er einer Familie aus Göttingen geholfen, die auf dem Weg in die Lüneburger Heide war. „Wir wollten eigentlich auf den Campingplatz, jetzt stehen wir hier“, sagt der Autofahrer. Sein Passat hat einen Kühlerschaden. Die Stauhelfer versorgen die beiden Kinder mit kaltem Mineralwasser – und ein Teddy als „Ersthelfer“ lässt die unfreiwillige Autopanne nicht ganz so schlimm erscheinen. „Die Ungewissheit ist schlimm. Dass wir jetzt nicht wissen, ob wir in Urlaub fahren können oder ob wir wieder zurückgeschleppt werden“ sagt die Ehefrau des Autofahrers.
Vor allem rund um Hannover kommt es in diesem Sommer immer wieder zu großen Verkehrsbehinderungen – auf der A2 verunglücken regelmäßig Lastwagen, auf der A7 machen verschiedene Baustellen den Autofahrern zu schaffen. Am diesem ersten Ferienwochenende kommt es zwischen Großburgwedel und Walsrode zu einem Super-Stau von mehr als 25 Kilometern Länge. Michael Scholz und Wolfhard Ehrlich kümmern sich aber nicht nur um liegengebliebene Fahrzeuge, sie leisten im Notfall auch Erste Hilfe oder sichern nach einem Zusammenstoß die Unfallstelle ab, bis die Polizei kommt.
Eine Frau ist mit ihrem Pferdeanhänger im Stau steckengeblieben – das Tier wird immer unruhiger – sie fährt auf den Standstreifen. Ein Fall für die Stauhelfer. Michael Scholz sorgt dafür, dass sie am Stau vorbei auf die Bundesstraße geleitet wird und das Pferd versorgt werden kann. Wolfhard Ehrlich diskutiert derweil mit einem spanischen LKW-Fahrer, der auf dem Seitenstreifen eine gesetzlich vorgeschriebene Pause einlegt. Mitten im Stau. „Das erleben wir jeden Tag“, sagt Wolfhard Ehrlich. Wir müssen den Leuten dann klar machen, dass die Standspur kein Parkplatz ist und sie dort eine Verkehrsbehinderung darstellen.
Ein Notruf kommt über Funk – auf der A2 in Höhe der Abfahrt Herrenhausen hat es gekracht. Mit Blaulicht und Martinshorn eilen die Stauhelfer zum Unfallort. Gott sei Dank nur Blechschaden. Ein Golf ist auf einen Leichenwagen aufgefahren. Die Stauhelfer sperren in Sekundenschnelle die Autobahn und schieben die Unfallfahrzeuge auf den Seitenstreifen. Sie kümmern sich um die Unfallopfer und warten bis die Polizei eintrifft. Dann geht es weiter zum nächsten Fall – und davon gibt es viele an diesem ersten Ferientag in Niedersachsen.
Wiederholung: 12. September 2014 um 13.00 Uhr, NDR-Fernsehen
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