Der Seenotretter
Wolfgang Gruben ist Vormann der „Neuharlingersiel“
Gleich morgens nach dem Frühstück macht er mit seinem Fahrrad die erste Kontrollfahrt entlang der Mole. Für Wolfgang Gruben ist der malerische Hafen von Neuharlingersiel sein zweites Zuhause. Er ist Hafenmeister – und zuständig für die Krabbenkutter, Segelboote und Yachten, die hier festgemacht haben. Aber Wolfgang Gruben ist noch mehr. Seit vielen Jahren ist er der Vormann des Rettungsbootes „Neuharlingersiel“ – ein Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) wie er im Buche steht. Der 69jährige Seemann ist ständig bereit – Tag und Nacht - und sobald ein Notruf eingeht, ist er mit seiner achtköpfigen Besatzung zur Stelle. Das ist sein Leben.
Schon mit 15 Jahren, gleich nach der Schule, begann Grubens Arbeitsleben in diesem Hafen. Zunächst fuhr er als Fischer zur See – später bekam er eine Festanstellung bei der örtlichen Schifffahrtsgesellschaft. Dort arbeitete er auf der Fähre nach Spiekeroog – und war Kapitän des Versorgungsschiffes „Tilde“. Seit sechs Jahren ist Wolfgang Gruben Rentner. Aber dem Hafen ist er bis heute treu geblieben.
Direkt neben dem Liegeplatz der „Neuharlingersiel“ steht eine Sitzbank. Sie wurde gestiftet und erinnert an seinen Bruder Bernhard, der in der Silvesternacht 1995 bei einem Seenoteinsatz ums Leben kam. Von fragenden Touristen wird Wolfgang Gruben immer wieder an das traurige Schicksal seines Bruders erinnert. Der kenterte damals mit seinem Seenotkreuzer "Alfred Krupp" und ertrank, nachdem er zuvor einen Menschen aus der tosenden See geborgen hatte. Wolfgang Gruben hat diesen Tag nie vergessen.
Etwa 40 bis 50 Einsätze hat der Vormann pro Jahr. Meistens sind es Krankentransporte von der Insel Spiekeroog. Manchmal schleppt er aber auch einen Kutter mit Motorschaden in den Hafen, hilft Seglern in stürmischer See oder rettet Menschen aus dem Watt. So wie im vergangenen Jahr, als er fünf Mädchen bergen konnte, die sich bei einsetzender Flut nach einer Wattwanderung nur noch an einer Boje festhalten konnten. Beim jährlichen Kutterkorso in Neuharlingersiel ist Wolfgang Gruben als Begleitboot im Einsatz. Dann sorgt er für die Sicherheit dieses Touristen-Spektakels und ist zur Stelle, wenn irgendetwas schief geht.
Lieber Herr Ahrends,
wären wir hier bei den Seenotrettern in Bremen die Jury für den Adolf-Grimme-Preis, würden wir Ihnen einstimmig diese Auszeichnung sofort zukommen lassen… Mit dem wunderbaren Bericht über Wolfgang Gruben – den Seenotretter, den Hafenmeister, den Bruder, den Ehemann, den Menschen – haben Sie ein über alle Maßen gelungenes Porträt gezeichnet, wie wir es vom Fernsehen lange Zeit nicht mehr erleben durften.
Selten haben wir einen so informativen wie sympathisch-emotionalen Beitrag erlebt, der nicht nur ein außerordentliches Stück liebenswertes Norddeutschland und Küste darstellt, sondern auf bemerkenswerte Weise Atmosphäre und herzlice Stimmung ausstrahlt.
Wir bedanken uns – auch im Namen unserer Neuharlingersieler Kollegen – ganz herzlich bei Ihnen und freuen uns, bei nächster Gelegenheit wieder zusammen zu kommen.
Letztlich haben Sie mit dieser Arbeit einen weiteren, großen Schritt für ein nächstes "Willkommen an Bord bei den Seenotrettern" getan.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Bernd Anders / Andreas Lubkowitz
Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger