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Der Gepäckträger von Juist

Rufus Handschuh ist der Letzte seiner Art

Rufus Handschuh PortraitEr ist ein Original – der heimliche Empfangschef für die Gäste auf der Nordseeinsel Juist: Rufus Handschuh, 68 Jahre alt, gebürtiger Schwabe. Und er ist der letzte freischaffende Gepäckträger der Insel. Mehr als vier Jahrzehnte hat er in einem Juister Hotel gearbeitet, vor drei Jahren ging er in Rente. Aber ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Dafür macht es ihm immer noch viel zu viel Spaß. Und fit ist er ja auch noch. Seit fast 50 Jahren steht er jeden Tag am Hafen und wartet auf die Fähren.

Rufus und Immi1964 ist Rufus Handschuh als junger Mann nach Juist gekommen. „Ich war im Allgäu bei der Armee und wollte dann das Meer sehen. Und dann habe ich mehr gesehen“, witzelt er mit einem Augenzwinkern. Und dieses „Mehr“ war seine heutige Ehefrau Immi. „Wir waren ja damals hübsche Dinger“, erzählt sie. Auch sie war im Hotel beschäftigt. Eines Tages sei sie mit ihrer Freundin in der Küche gewesen, um Kirschen zu naschen. Jungkoch Rufus gab jedem Mädchen eine Frucht und habe damals gesagt „Man muss auch mit wenig zufrieden sein!“ Zuerst hätten sie ihn nicht gemocht. Dann aber funkte es – und im Jahre 1969 haben die beiden geheiratet. Seitdem haben sie fast jeden Tag zusammen verbracht.

Handschuhs Haus auf JuistHeute haben Immi und Rufus ein eigenes Haus auf der Insel. Das war schon immer sein Traum. Jetzt sei er frei, sagt Rufus voller Stolz. Er hat viel dafür gearbeitet und ist immer sparsam gewesen. Gemeinsam haben die beiden eine Tochter. „Tatjana ist in dem Jahr geboren, als die ersten Menschen auf dem Mond waren“, sagt Rufus. Heute arbeitet sie in der Praxis eines Physiotherapeuten. Ihr Ehemann Bernd verwaltet einige Ferienwohnungen. Die Familie hält eng zusammen, trifft sich regelmäßig zum Kaffee und zu Familienfeiern. Die Enkelkinder Tobias und Melanie sind jeden Tag bei Oma und Opa. Sie sind bei Rufus und Immi groß geworden.

Der Gepäckträger Nr. 11 mit KundinAn diesem Wochenende ist das Juister Musikfestival. 8 000 Menschen kommen dazu auf die Insel – alle Hotels und Ferienwohnungen sind ausgebucht. Für Rufus bedeutet das Sonderschichten. Insgesamt sechs Fähren kommen an einem Tag – das ist äußerst selten. Beim ersten Schiff allerdings geht er diesmal leer aus. Das liegt auch daran, dass immer mehr Feriengäste ihre rollenden Koffer selbst ziehen. Diese Rollen haben dafür gesorgt, dass von ehemals fast 30 Gepäckträgern nur noch Rufus übrig geblieben ist.

Zur Begrüßung der Gäste spielt am Hafen die einzige Juister Rockband – Soulwave. An der Gitarre und Gesang: Tatjana Janssen, Rufus` Tochter. Und auch Enkeltochter Melanie ist sehr musikalisch. Sie singt im Gospel-Chor der Insel. Rufus und Immi platzen fast vor Stolz. Aber Auch Rufus selbst kann singen. Im Shanty-Chor hat er seinen festen Platz. Mit dem Trubel beim Musikfestival will er jedoch nichts zu tun haben. Er geht während der Zeit lieber mit seiner Frau auf den Friedhof, um das Grab eines Freundes zu pflegen.

Rufus wartet am Hafen auf die Fähre„Ich mache so lange weiter, wie ich gesund bin“, sagt Rufus. Und das freut die Gäste. Denn der Gepäckträger mit den goldenen Buchstaben auf der Dienstmütze ist am Hafen von Juist eigentlich nicht wegzudenken. Rufus Handschuh, das Original – der heimliche Empfangschef der Insel.

Wiederholung: 19. August 2011 um 02.25 Uhr und um 13.00 Uhr

1. Claus Sörensen schrieb am 23.08.2011

Moin von der Insel Juist,

der Film über Rufus Handschuh war endlich mal wieder ein schöner Juist-Film ohne das übliche "ich bin wichtiger als andere" oder "ich weiß es sowieso besser" usw. Einfach Klasse! Respekt und Gratulation. Ich habe einige Menschen nach ihrem Eindruck gefragt und alle waren begeistert - ausnahmslos.

Es gab auch positive Resonanz auf andere Ihrer Filme, da ich im Juist-Bilderbuch einen Link zu Ihnen gesetzt habe und darüber auch schon andere Filme angesehen wurden. z.B. die Serie "So ein Tag"

Beste Grüße und weiter so ein gutes Händchen für schöne Reportagen

Claus Sörensen

2. Hermann, Rita Handschuh und Oma Paula geb. Haas verh. mit Onkel Josef schrieb am 02.11.2011

Hallo Rufus,
wir haben deinen Film mit Begeisterung gesehen. Wir kennen dich nicht. Auch wenn dein Name nicht erwähnt worden wäre, wir haben wir dich sofort erkannt.
Alle Achtung, was du erreicht hast. Du kannst stolz auf deine Familie sein, daß sie dich so unterstützt haben. Ein bischen solz sind wir auch, daß ein Rufus Handschuh im Fernsehen gekommen ist. Wir haben großen Resekt vor dir
und deiner Familie
Liebe Grüße aus Mulfingen im wunderschönen Jagstal Rita und Hermann

3. Andreas Wiechmann schrieb am 17.10.2017

Lieber Rufus, Du kennst mich garantiert, wir haben uns oft im Zentrum von Juist und am Hafen unterhalten. Bin Spastiker, Baujahr 1952 und machte seit 1955 Urlaub im Haus Albert bei Westerkamp. Wie mag es Frau Westerkamp gehen? Dann viele Sommerurlaube bei Habbingas im Haus Angelika. Mein Vater und ich kannten Erich Hanke gut, der bei der Inselbahn arbeitete. Der Film über Juist und Norderney, der schon im NDR lief, zeigt Dich in Deinem Lebensberuf. Toll! Erinnerst Du Dich, ich war im letzten Jahrzehnt mit meiner 2008 verstorbenen Frau aus Österreich im Rollstuhl auf Juist. Jetzt lebe ich nicht mehr in Bremen, seit Sommer 2014 in Osnabrück.
Ganz herzliche Grüße von Andreas