Der Fährkapitän
Tjark Beckmann pendelt zwischen Emden und Borkum
Tjark Beckmann ist ein Fährkapitän der besonderen Art, denn er hat eins der schnellsten Schiffe an der gesamten deutschen Nordseeküste. Täglich düst er mit seinem 2 x 2774 PS starken Katamaran „Nordlicht“ zwischen Emden und Borkum hin und her. Für die 56 Kilometer lange Strecke benötigt er gerade einmal eine knappe Stunde – die Fähre auf dieser Strecke ist zweieinhalb Stunden unterwegs. Tjark Beckmann ist stolz auf seine „Nordlicht“ – er ist gebürtiger Borkumer und kennt viele der Fahrgäste persönlich. In der Hauptsaison ist er achtmal am Tag zwischen Festland und Hochsee-Insel unterwegs. Er ist der Chef von sieben Mann Besatzung – fasst aber auch selbst noch mit an. So lässt er es sich nicht nehmen, die mehr als 270 Fahrgäste beim Betreten der „Nordlicht“ an der Gangway zu begrüßen und die Fahrkarten einzusammeln.
Schon seit 25 Jahren steht Tjark Beckmann auf der Brücke des Katamarans. Gerade im Sommer verbringt er hier mehr Zeit als mit seiner Familie. „Schiff fahren ist für mich Traumjob. Ich fahre gerne Katamaran, aber ich fahre auch gerne die Fähre. Alles was irgendwie mit Wasser zu tun hat, war schon immer das, was ich gerne wollte. Ich hab mein Hobby zum Beruf gemacht. Und da bin ich echt glücklich mit.“ sagt der 51jährige Kapitän aus tiefster Überzeugung. Mit knapp 70 Stundenkilometern fährt die Nordlicht – allerdings nicht bei jedem Wetter. Ab Windstärke sieben bis acht und bei ungünstiger Tide ist Schluss. Und im Winter legt der Katamaran sowieso eine Pause ein.
Tjark Beckmann ist sechs Tage auf dem Schiff – und dann wieder sechs Tage zu Hause. In seiner Freizeit ist er auf der Insel fest verwurzelt. Er ist zum zweiten Mal verheiratet und mit knapp 50 noch einmal Vater geworden. Sein Frau ist Lehrerin auf Borkum, die zweijährige Tomke geht in den Kindergarten. Drei Kinder hat Tjark Beckmann bereits aus erster Ehe.
Zusammen mit Ehefrau Daniela teilt er eine große Leidenschaft – beide sind sehr musikalisch und spielen zusammen im Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr sowie im Posaunenchor der Kirche. Hier haben die beiden sich auch kennengelernt. Fast jede Woche haben sie einen Auftritt, sei es für ein Geburtstagsständchen, zum Tag der offenen Tür oder zum beliebten Straßenfest des Heimatvereins. Dann spielen sie vor einer stattlichen Kulisse beim Gottesdienst im Schatten des alten Leuchtturms.
Tjark Beckmann hat Haus und Garten – und wie es sich für einen Insulaner gehört – auch ein eigenes Boot. Das steht in einer Lagerhalle beim Hafen und wartet darauf, endlich fertig zu werden. Vor zwölf Jahren hat der Fährkapitän seine „Cassiopeia“ aus Gütersloh geholt. „Man kommt bei dieser Arbeit richtig zur Ruhe. Ich hab das alles im Kopf, und schon vorgearbeitet, was ich noch alles machen will. Und das ist echt ein schöner Ausgleich“, sagt Beckmann. Jede freie Minute bastelt der Freizeit-Skipper an seinem Boot – nächstes Jahr soll es fertig sein. Dann will er damit von Insel zu Insel schippern. Und wenn jemand in Seenot gerät, dann ist Tjark Beckmann auch zur Stelle. Denn er gehört seit vielen Jahren auch zur Mannschaft des Seenotrettungskreuzers auf Borkum.
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