Der Emsfischer
Peter Heeren fängt Aale im Nebenerwerb
Peter Heeren ist einer der letzten Fischer auf der Ems. Sein Kutter liegt in Terborg, an der Ostseite des Flusses. Immer im Frühjahr rammt er zusammen mit seinem Gesellen Gebhard Störmer die zwölf Meter langen Pfähle für seine Netze ein. „Das Fieber steigt, jetzt geht es wieder los“, sagt der 62jährige Heeren zu Beginn der Fischsaison. Doch die Aussichten auf einen guten Fang sind alles andere als gut. Durch die fortwährende Vertiefung des Flusses für die großen Kreuzfahrtschiffe der Meyer-Werft ist die Ems nicht mehr das, was er mal war. Peter Heeren beklagt die hohe Fließgeschwindigkeit und die zunehmende Verschlammung der Ems. Immer öfter sind seine Netze jetzt leer. Vor allem die begehrten Aale sind kaum noch zu fangen.
Zwei bis drei Tage benötigen sie, um die zehn Netze an den eingerammten Pfählen zu verankern. An zwei Stellen im etwas flacheren Wasser der Ems hat Peter Heeren dafür die Genehmigung vom Wasser- und Schifffahrtsamt bekommen. Schon sein Vater hat in diesem Flussabschnitt gefischt. Damals hat die Familie noch vom Fischfang gelebt – jeden Tag waren Vater und Sohn auf dem Fluss unterwegs – und fast jeden Tag hatten sie prallgefüllte Netze. Doch das ist lange her. Vor einigen Jahren ist der Vater von Peter Heeren verstorben – noch im Alter von 86 Jahren war er auf dem Kutter aktiv.
Heute ist der Fang übersichtlich - aber zum Glück ist Peter Heeren nicht wirtschaftlich abhängig von der Fischerei. Im Hauptberuf ist er nämlich Elektromeister und installiert zusammen mit seinem Sohn unter anderem Kühlanlagen und Melkmaschinen auf Bauernhöfen. Aber auch ganze Wohnhäuser werden von der Firma mit Elektroanlagen ausgestattet. Sohn Holger tritt in die Fußstapfen des Vaters – er wird den Betrieb in einigen Jahren übernehmen.
Peter Heeren betreibt die Fischerei heute im Nebenerwerb. Sein Kutter „Diana“ ist sein Ein und Alles. Jedes Jahr fährt er im Sommer mit dem Schiff auf die Werft. Der Kutter ist ein echter Oldtimer an der Küste und wurde 1939 auf der Bültjer-Werft in Ditzum ganz aus Holz gebaut. Noch heute ist die Werft auf Holzschiffe spezialisiert. Die Warteliste im Sommer ist lang.
Peter Heeren erledigt viele Arbeiten am Schiff in Eigenarbeit. Mit einem Hochdruckreiniger beseitigt er die Ablagerungen am Schiffsboden – die Fachleute von der Werft kommen erst dann ins Spiel, wenn morsche Planken ausgetauscht werden müssen. So ein Werftaufenthalt kostet den Fischer je nach Aufwand zwischen 2000 und 5000 Euro. Und das ist viel Geld, wenn auf der anderen Seite durch die schlechten Fänge nichts reinkommt. Peter Heeren hofft in diesem Jahr, dass keine größeren Reparaturen notwendig sind.
Das Porträt aus der Reihe „Typisch!“ zeichnet das Bild eines leidenschaftlichen Fischers, der auf dem kleinen Flüsschen Ems seine persönliche Freiheit findet und hofft, dass er noch lange seine Netze auswerfen kann.
Wiederholung: 29. Juli 2014 um 13.00 Uhr, NDR-Fernsehen
In diesem Film wird von einem ehemals schönen,ausgestorbenen Beruf berichtet.Es wird nichts beschönigt,sondern der wirkliche Ernst der Situation auf und in der Ems gezeigt.Vor dem Bau des "Meyer-Sperrwerkes" wäre es eine Freude gewesen,diesen Film zu drehen! Schockiert bin ich über die enorm hohe Fließgeschwindigkeit und den Verschmutzungsgrad des Wassers.Dieser Film ist für unsere Nachkommen eine einmalige Dokumentation.